Geschichte eines Mythos

Der Revolutionär und Arzt Ernesto Che Guevara ist erst 39 Jahre alt, als er am 9. Oktober 1967 im bolivianischen Vallegrande erschossen wird. Der «Che» hatte sich 1955 den Rebellen um Fidel Castro angeschlossen und auf Kuba als Guerillero gekämpft. Später wird er in Kuba Industrieminister, um dort die Schwerindustrie nach sozialistischen Idealen aufzubauen. Doch das reicht ihm nicht, seine Ideen zum Guerillakrieg trägt er auch in den Kongo und nach Bolivien. Schon zu seinen Lebzeiten ranken sich Legenden um ihn. Als guerrillero heroico wird er später zum Idol der 68er-Bewegung und zum Vorbild der lateinamerikanischen Linken
Von Karl-Ludolf Hübener, SWF
Che
(…) August 2017, ein Wintertag im uruguayischen Punta del Este. Der weite Sandstrand ist menschenleer. Wenige Meter vom Strand entfernt ein Prachtbau im Tudor-Stil, dem Verfall preisgegeben: das einstige Fünf-Sterne-Hotel San Rafael.
1961 war das San Rafael mit seinem exklusiven Casino die erste Adresse für die Reichen und Mächtigen. In seinem Salón Gótico stach am 8. August 1961 unter den Nadelstreifen-Anzügen von Konferenzteilnehmern der „Organisation Amerikanischer Staaten“, ein Mann in olivgrüner Uniform hervor: Che Guevara. Auf der Tagesordnung der OAS stand die von Washington entworfene „Allianz für den Fortschritt“, um die Anziehungskraft der kubanischen Revolution einzudämmen. Doch das Ansehen der USA in der Region hatte gelitten: Eine US-gestützte Invasion von Exilkubanern in der Schweinebucht war ein Vierteljahr zuvor kläglich gescheitert.
Als kubanischer Industrieminister nahm sich Che Guevara den Zehnjahresplan der US-geführten „Allianz“ für Lateinamerika vor. Im Mittelpunkt stand das Thema Landreform, das Che kommentierte:

US-Experten empfehlen, unproduktive Latifundien und Minifundien durch gut ausgestattete Landgüter zu ersetzen. Wir aber sagen ihnen: Wollt Ihr eine echte Agrarreform durchführen? Dann nehmt den Boden von denen, die viel davon haben, und gebt sie denen, die nichts haben. So wird eine echte Agrarreform gemacht. Alles andere ist Sirenengesang.

(…)
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