Das Fundament der brasilianischen Abfallverwertung bilden die nicht organisierten Catadores. Sie kämpfen mit Vorurteilen, Rassismus oder staatlicher Repression, aber auch für das Recht auf ihre Arbeit. Immer mehr private Unternehmen entdecken im Recycling ein lukratives Geschäft.
por Stefanie Lipf
«Sou catador com orgulho» – «Ich bin mit Stolz Catador». Eine knappe Botschaft, aufgedruckt auf dem T-Shirt eines Abfall aufsammelnden Mannes, die einen das alltägliche Bild, das sich auf den Straßen der brasilianischen Städte bietet, hinterfragen lässt. Was hat es mit dieser Botschaft auf sich? Sind diese Menschen organisiert? Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?
Die Wagen, im Portugiesischen Carroças genannt, die die Catadores hinter sich herziehen, können vollbeladen bis zu mehrere 100 Kilogramm schwer werden. Die Catadores sammeln und verkaufen Material wie Pappe, Plastik, altes Eisen und andere wiederverwertbare Stoffe, in denen viele Menschen wertlosen Abfall sehen. Für die Catadores ist es oft die einzige Einnahmequelle, um das eigene Überleben und das der Familie zu sichern. Ihre Präsenz bildet einen unübersehbaren Kontrast zu den modernen Einkaufszentren, teuren Restaurants, belebten Bars, Fastfoodketten und pompösen Hochhäusern der Großstädte. Allen Wetterlagen ausgesetzt verteidigen sie Tag für Tag ihr Existenzrecht auf der Straße, wo sie für viele nur ein Verkehrshindernis darstellen. Konfrontiert mit Vorurteilen, Rassismus, staatlichen Repressionen sowie zunehmend auch mit privaten Unternehmen, die im Recycling ein für sich lukratives Geschäft entdecken, kämpfen die Catadores um das Recht, ihre Arbeit auszuführen.
Die Online Publikation beschäftigt sich mit eben diesem Kampf und der allgemeinen Situation der Catadores.
Stefanie Lipf war Praktikantin im Auslandsbüro São Paulo der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Sie schloss ihr Politikwissenschaftsstudium in Berlin ab und studiert zurzeit Psychologie an der Universität Tübingen.